Ersatzgeld wird gut in Artenschutzprojekte investiert

17.10.2018
Im Landkreis Miltenberg wird das Ersatzgeld aus der Windkraftnutzung gut in Projekte aus dem Bereich des Biotop- und Artenschutzes investiert. Diesen Eindruck gewannen die Mitglieder des Ausschusses für Energie, Natur- und Umweltschutz in ihrer Sitzung am Dienstag.

Kerstin Maier (Landschaftspflegeverband) berichtete von mehreren Projekten, die mit Hilfe des Ersatzgeldes umgesetzt werden. Mit dem Vorhaben „Orchideenreiche Magerwiesen in Miltenberg-Breitendiel“ sei man bislang am weitesten vorangekommen, sagte sie. In dem rund 26 Hektar Fläche umfassenden Areal habe man durch Pacht und Ankauf Zugriff auf rund 12,8 Hektar. Bislang habe man mehrere durch Gehölze und Brombeeren zugewachsene Areale und Streuobstbestände freigestellt und die Bäume sachgerecht geschnitten. Vier Hektar habe man auf diese Weise bearbeitet, in den nächsten Jahren werde man die Arbeit mit Hilfe eines Bewirtschafters fortführen.
 
Eine mit fast 44 Hektar Gesamtsumme sehr große Fläche habe man im Mömlingen zu bewirtschaften, sagte Maier. In drei von vier Teilgebieten habe man beim Projekt „Artenreiche Kulturlandschaft um Mömlingen“ bereits begonnen. Im „Kühzähl“ habe man durch Pacht und Ankauf auf 3,6 von 7 Hektar Fläche Zugriff, im „Holzberg“ seien es 5,8 von 8 Hektar. Im „Keil“ habe man auf 5,2 von 12,8 Hektar Zugriff, mit dem „Dicknetsrain“ (16,17 Hektar) werde man bald anfangen. Auch in Mömlingen stehen die Bemühungen um das Offenhalten von Flächen im Vordergrund, erklärte die Biologin. Man habe zahlreiche Streuobstbäume geschnitten, viele Bäume seien noch an der Reihe.

Das anfallende Obst werde gekeltert oder als Tafelobst verkauft. Mit Ziegen und Schafen würden die Flächen offengehalten.

Mit der Umsetzung des Projekts „Feuchtgebiet an der Hesselsmühle bei Eschau-Sommerau“ werde man bald beginnen, kündigte sie an. Mit der „Artenschutzmaßnahme Biber“ in Breitenbrunn befinde man sich im zweiten Jahr. Da der Nager dort den Bachlauf gestaut und Forstbestände überflutet habe, kaufe man betroffene Flächen auf, um dem Tier Lebensraum zu geben. Von 3,2 Hektar Fläche seien knapp 1,4 Hektar im Besitz des Landschaftspflegeverbandes. An Ersatzgeld stehen Maier zufolge insgesamt 671.800 Euro zur Verfügung, davon habe man für Flächenerwerb bereits 179.353 Euro ausgegeben. Für die Erstpflege habe man bislang 41.723 Euro aufgewendet.

„Das sind sinnvolle und gute Projekte“, kommentierte Landrat Jens Marco Scherf, der das Artensterben in den Fokus rückte. Dem seien bereits viele Insektenarten zum Opfer gefallen, wies der Landrat auf die dramatische Situation hin, die auch Auswirkungen auf die Vogelwelt habe. Insekten spielten zudem eine wichtige Rolle bei der Bestäubung, so Scherf. Mehrere Rednerinnen und Redner aus dem Ausschuss würdigten die geleistete gute Arbeit des Landschaftspflegeverbands. Das Offenhalten von Flächen sei sehr wichtig, um das Verbuschen der Landschaft zu verhindern, ergänzte Kerstin Maier.

Regina Groll, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, stellte dem Gremium die Arbeit dieser staatlichen Behörde vor. Was diese Behörde leistet, sei in der Öffentlichkeit kaum bekannt, sagte sie. Pro Jahr gebe man etwa rund 200 Stellungnahmen zu Vorhaben im Landkreis ab, aber man finanziere mit einem Budget von zuletzt 17.000 Euro auch Kleinstmaßnahmen. Dazu zählten etwa die Bereitstellung von Drahtschutzgittern zum Schutz von Bäumen vor dem Biber, Pflegemaßnahmen an Naturdenkmälern und in Naturschutzgebieten sowie Artenhilfsmaßnahmen für Orchideen und Steinkauz. In den letzten drei Jahren habe man zudem der Regierung von Unterfranken zwölf Förderanträge zur Bewilligung von Landschaftspflegemaßnahmen vorgelegt. Sie berichtete weiter von umfangreichen Bemühungen zum Artenschutz, von der Ausstellung von EU-Bescheinigungen und naturschutzrechtlichen Genehmigungen. Ergänzt werde die Arbeit durch Beratungen und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen.

Ulrich Müller ging auf den Artenschutz für gesetzlich geschützte Pflanzen und Tiere ein. Dazu zähle auch der Wolf, sagte er und berichtete vom „Netzwerk Große Beutegreifer“, in dem Ehrenamtliche vor Ort tätig sind und sich mit Schutzmaßnahmen, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen. In Sachen Biber sei man in der Öffentlichkeitsarbeit, in der

Prävention, der Schadensregulierung und der Erteilung von Ausnahmen und Befreiungen tätig. Auch habe man das Wohl von Fledermäusen und Hornissen im Blick, meinte Müller. Bei der Beratung zu Hornissen greife man allerdings auf autorisierte Firmen zurück. Invasive Arten wie das Indische Springkraut und den Riesenbärenklau bekämpfe man in Schutzgebieten, sofern man Zugriff auf die Flächen hat. [Zang]

Kategorien: Presseartikel

Orchideenwiesen Miltenberg-Breitendiel

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